Das Pop-Oratorium I AM in Düsseldorf

Das Pop-Oratorium geht international

Nun liegt das große Ereignis schon eine Weile zurück. Und in Anbetracht der Pandemie-Zeit scheint es nahezu unwirklich zu sein. Aber nachdem sich die Projekte die Klinke in die Hand reichten, blieb kaum Zeit zum Rückblick. Jetzt ist es aber endlich an der Zeit, auch diesem Ereignis eine News zu verpassen.

Schon im November 2016 bestätigte sich offiziell, was sich zuvor nur gerüchteweise abzeichnete: Nach den Uraufführungen 2013 in der Dortmunder Westfalenhalle und Hamburger O2-World und der Neuaufnahme 2018 in der Messehalle Leipzig sollte das Pop-Oratorium ICH BIN eine Neuauflage bekommen. Wir wurden ganz offiziell gebucht für die IYC2019 – die International Youth Convention. Quasi der „Weltjugendtag“ der Neuapostolischen Kirche, der mit erwarteten 30.000 Teilnehmern aus aller Welt am verlängerten Himmelfahrtswochenende 2019 in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena stattfinden sollte.

Ein Pop-Oratorium mit 3.500 Sängern im Düsseldorfer Fußballstadion – mit geschlossenem Dach eine gigantische Eventarena. Und weil die wenigsten der Teilnehmer aus aller Welt Deutsch verstehen, sollte das gesamte Pop-Oratorium ins Englische übersetzt, gesungen und gespielt werden. I AM – Jesus In Words And Miracles. 

So kam mit Jeremy Dawson als Übersetzer des Librettos und Textbuchs ein weiterer Urheber in unserer Runde. Und während es fast schon Sitte war, als Urheber in diesem Projekt auch aktiv mitzuwirken, war mit Gerrit Junge (musikalische Leitung, Dirigent), Sigi Hänger (Komposition, Bandleitung, Piano), Christoph Oellig (Komposition, Schlagzeug), Jürgen Deppert (Librettist, Solist 2013) und Benjamin Stoll (Textbuch, Regie, Schauspiel) nun auch Jeremy Dawson (englische Adaption, Keyboard) live auf der Bühne dabei.

Erst im Rückblick realisiere ich so langsam, was da alles passiert ist. Es war für uns ein Segen, 2018 mit einer weiteren Aufführung von ICH BIN in der Messehalle Leipzig quasi eine Zwischenaufführung – eine Generalprobe – bekommen zu haben. Bis auf eine Neubesetzung konnten wir auf den gesamten Cast vom Vorjahr zurückgreifen. So waren die Rollen, Abläufe und Choreographien für die Akteure noch ganz frisch und wir konnten auf der Leistung von Leipzig aufbauen und die Qualität steigern. Da ich schon 2018 krankheitsbedingt für einen Schauspieler eingesprungen war, entschieden wir, für 2019 nicht noch einmal umzubesetzen. So übernahm ich neben der Regie erneut auch eine Schauspielrolle.

Über jeden einzelnen Bereich könnte man seitenweise berichten – ob über die Chorproben mit 3.500 Sängern (und nur einem Dirigenten!), über das Chormanagement und seine Logistik, über die Proben mit dem 80-köpfigen Sinfonieorchester und der Band, die Arbeit mit den Solisten und Schauspielern, die Zusammenarbeit mit dem Übersetzer Jeremy Dawson, den Prozess mit der Licht-, Beschallungs- und Videotechnik gemeinsam mit der Pool Group oder die Herausforderung, alles auf Englisch zu inszenieren und zu spielen. Hier beschränke ich mich aber auf den allgemeinen Prozess meiner Regiearbeit hin zur Aufführung in Düsseldorf.

Von offizieller Seite wünschte man sich die Inszenierung der Show ein Jahr zuvor in der Messehalle Leipzig, nur eben in Englischer Sprache. Das sich das nicht so einfach umsetzen lässt und einem Veranstalter im Vorfeld auch schwer zu erklären ist, geschenkt. Die größte Herausforderung war nämlich, dieses für die Leipziger Messehalle große Spektakel in der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf nicht untergehen zu lassen. Unsere 24 auf 19 Meter große Bühne sollte im Stadion etwa vom Elfmeterpunkt bis direkt an die Fankurve gebaut werden, damit sich der Chor dahinter im Rang postieren kann. Während in Leipzig die letzten Zuschauer rund 90 Meter von der Bühnenkante entfernt saßen, waren es in Düsseldorf gut 60 Meter bis zur ersten Zuschauerreihe. Da der Spielfeldbereich nicht bestuhlt wurde und die Zuschauer somit lediglich in den Rängen saßen, drohte nun unsere – in Leipzig noch so große – Bühne in der Düsseldorfer Arena förmlich zu verschwinden. Daher war klar, die Inszenierung musste an die Größe der Arena angepasst und abgeändert werden. Nur boten die angesetzten Proben dafür kaum Spielraum.

Für die IYC-Eröffnungsveranstaltung und den Abschlussgottesdienst war eine ebenfalls 24 Meter große, kreisrunde Bühne mitten auf dem Spielfeld angesetzt. Diese war über diagonale Stege aus den Spielfeldecken zugänglich. Durch einen extra Steg (Egonose) zu unserer Hauptbühne sollte sie nun auch für unser Pop-Oratorium I AM bespielbar werden.

Eindrücke von den zwei Bühnen in der Arena

I AM – Jesus In Words And Miracles handelt von sieben Ich-bin-Worten Jesu, die jeweils mit einem seiner Wunderwirken verknüpft und musikalisch entlang des Johannesevangeliums umgesetzt wurden. Von der Hochzeit zu Kana („I am the true vine“) bis zu Tod und Auferstehung Jesu („I am the resurrection and the life“). Um diese biblischen Inhalte den Zuschauern zugänglich zu machen, waren all die Ich-bin-Worte und Geschichten fiktive Bilder einer Galerie in einem Museum. Während drei Freunde einen lang geplanten Einbruch in dieses Museum vollziehen, um ein wertvolles Gemälde zu stehlen, stoßen sie rein zufällig auf diese seltsame Bildergalerie. Mit Hilfe eines Audio-Guides, den einer von ihnen am Eingang mitgenommen hatte, werden diese Bilder mit einem Mal musikalisch-szenisch lebendig. Ob es sich dabei um modernes, hologrammgestützes Multimedia handelt oder es à la „Nachts im Museum“ nicht mit rechten Dingen zugeht, wissen die drei irgendwann selber nicht mehr. Denn irgendetwas da drin passiert auch mit ihnen, das sie nicht erklären können. Vor allem David (gespielt von Dannie Lennertz) merkt, in welchem Schlamassel er steckt und fängt an, ihr gemeinsames Vorhaben und ihre Freundschaft zu hinterfragen. Als ihm am Ende auch noch die Jünger nach der Auferstehung begegnen, versteht er, dass es für ihn so nicht mehr weitergehen kann. Keine kitschige, platte Bekehrungsgeschichte aber eine klare Ansage: Jesus ist anders und Entscheidung braucht Mut.

In Leipzig waren die „7 Bilder“ musikalisch-schauspielerisch inszenierte Sequenzen, die feste Abläufe und Choreographien beinhalteten. Eine völlige Umstellung aufgrund einer ganz anderen und größeren Bühne war in der Kürze der Zeit und der wenigen Proben daher nicht mehr möglich. Dagegen war die Rahmengeschichte mit den drei Schauspielern im Museum wesentlich flexibler gestaltbar.

Für unsere Düsseldorfer Inszenierung bot sich nun folgende Änderung an: Während sich an den aufwendig choreographierten „Bilder-Szenen“ mit unseren acht Solisten und neun Statisten auf der Hauptbühne nur wenig rütteln ließ, konnte die Rahmengeschichte im Museum als reines Schauspiel problemlos auf die Centerstage mitten auf dem Spielfeld verlagert werden. Auch wenn wir die Dimensionen der Bühne in keiner Turnhalle nachbauen konnten, so waren wir drei Schauspieler flexibel genug, im Vorfeld die Szenen puzzleartig einzustudieren und erst in der Woche vor der Aufführung in der Arena zusammenzubauen. Teilweise probten wir dazu in Turnhallen, teilweise auch auf dem Spielfeld eines Fußballplatzes. Dass die Grenzen zwischen den Schauspielern der Rahmengeschichte und den Akteuren der Bilderszenen immer mehr aufgehoben wurden und es am Ende auch noch einen Berührungspunkt gab, konnte in der Arena mit den zwei Bühnen so nun viel klarer und eindrucksvoller dargestellt werden. Einschließlich einer Schauspielszene im Zuschauerbereich – auf der Hotelterrasse der Gegentribüne – füllte das Pop-Oratorium nun die ganze Arena.

Eindrücke der Show in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena

Wir konnten weder für die Hauptbühne mit dem Chor als Kulisse noch für die Centerstage mit ihrer Rundumsicht ein aufwendiges Bühnenbild bauen. Also war wieder große Lichttechnik gefragt, um Atmosphäre und Raum zu schaffen und die Arena in eine andere Welt zu verwandeln. Dafür hingen im Dach und an den Riggs an die 1.200 bewegbare Scheinwerfer, mehrere Dutzend Nebelmaschinen sorgten für optimale Lichtverhältnisse. Durch 16 Lasersäulen konnten wir eine filmreife Einbruchsszene im Museum verwirklichen (mit kleinem Gruß an Ocean’s 12) und zwölf Flammenwerfer machten unseren musikalischen Höhepunkt zu einem wahren Feuerspektakel. Dass 31.000 Leuchtarmbänder, in der gesamten Arena verteilt, an bestimmten Momenten anfingen zu blinken und zu leuchten, sorgte sogar bei uns Akteuren während der Vorführung für Gänsehaut. Und am Ende waren da 31.000 Menschen, begeistert, bewegt, berührt. Eine Gute Nachricht, die so facettenreich, vielseitig und vielschichtig jedem einzelnen auf seinem Weg etwas mitgeben konnte.

CAST & CREW

ACTORS – THE ROLES OF THE FRAMEWORK IN THE MUSEUM

Dannie Lennertz DAVID

Clarissa Börner JESSICA

Benjamin Stoll TOM

SINGERS – THE VOCAL PARTS OF THE “PICTURES”

Uta Oellig Soprano

Benjamin Steinhoff Tenor

Carol Charlot Alto

Bas Timmers Tenor/Baritone

Julia Mehrens Soprano

Till Florian Beyerbach Baritone

Mareike Gerdes Soprano

Marcel Beutz Baritone/Bass

Keno Richter Soprano

Jill-Bintou Stoll Soprano

EXTRAS & DISCIPLES-STATISTS & NARRATOR

Marcel Beutz

Tobias Meiners

Debora Müller

Danièl Beutz

Simon Beutz

Christian Humm

Alexander Raspe

Torge Stümer

Adam Thavakumar

Tobias Tucholski

Benjamin Stoll as the Audio-Guide

ORCHESTRA

The project orchestra played under the direction of Gerrit Junge.

Rehearsal: Jürgen Gerisch

Orchestra management: Heiko Sturm

CHOIR

The International Youth Convention Choir includes a total of 3,500 singers from 18 nations and sang under the direction of Gerrit Junge.

Choir management: Jens Oster

BAND

Piano Sigi Hänger

Keyboard Jeremy Dawson

Guitar Armin Metschies
Guitar Benedikt Dusba

Bass Philipp Rammer

Drums Christoph Oellig

The band plays under the direction of
Sigi Hänger

PRODUCTION IN COOPORATION WITH POOL GROUP

Musical Management Gerrit Junge

Director & Textbook Benjamin Stoll

Composers Sigi Hänger & Christoph Oellig

Libretto Jürgen Deppert

English Adaption Jeremy Dawson

Technical Director Ulf Ronneberger

Costume Design Eva Butzkies

Assistent Directors Birthe Tietken, Thorsten Koy

Stage Manager Dieter Krause

Backstage Assistents Marcus Krampe & Anja Krampe

Artist Support Manuel Luikenga & Anke Luikenga

Costume Assistants Christa Ernst, Marion Krüger

Sound Engineering Rehearsals Matthias Vogel

Project Management Uwe & Marianne Grünberg

Event Management Birte Flügge

Marketing Björn Renz, Jennifer Jendral

Event Engineering Pool Group

Make-up Artists Petra Herzler-Grossmann
Rebecca Melloh

Während ich das schreibe, merke ich wieder, was es für ein Segen und ein Geschenk ist, auf solche Mittel und Möglichkeiten zugreifen zu können. Mit Blick auf 2012, als diese große Reise anfing, sehe ich das Geheimrezept aber darin, dass es in all den unterschiedlichen Bereichen je einen Verantwortlichen gab, der Experte für sein Gebiet war, für das Projekt brannte, seine eigenen Grenzen kannte und die Kompetenzen der anderen zu schätzen wusste. Wir sind in all den Jahren alle an unsere Grenzen gekommen und über sie hinausgewachsen. Aber auch in den Grenzsituationen war die Zusammenarbeit und Kommunikation stets konstruktiv geprägt von tiefer Achtung und Wertschätzung.

Das Schönste dabei ist aber, dass es hierfür nicht beim Rückblick bleibt. Unser Team, unsere Gemeinschaft geht in die nächste Runde. Die Zeit dazwischen ist gefüllt mit Vorfreude. Bereits 2020 wurde ich beauftragt, das Libretto für ein gänzlich neues Pop-Oratorium zu schreiben, das inzwischen – erneut von den beiden Komponisten Sigi Hänger und Christoph Oellig – komponiert wurde.

Durch Corona mussten die beiden geplanten Aufführungen für diesen Herbst auf Frühjahr 2024 verlegt werden. Das Pop-Oratorium #HIMMELreich beinhaltet die Seligpreisungen der Bergpredigt und handelt von einer Liebesgeschichte eines Großstädters, der unfreiwillig ein paar Tage auf der Straße landet und dort scheinbar einem Engel begegnet. Eine mit viel Action, Humor und Romantik geladenen Handlung begleitet von Kompositionen von Sigi Hänger und Christoph Oellig, die unter die Haut gehen, umrahmt von einem gewaltigen Chor.

Die beiden Aufführungen finden statt am:

20. April 2024 in der Barclays Arena Hamburg
27. April 2024 in der Messehalle Erfurt

Alle Infos unter www.pop-oratorium.de